In diesem Jahr ist alles intensiver. Kein Moment ist einfach nur ein Moment. Alles hat Bedeutung. Jedes Wort, jeder Mensch, jeder Gedanke. Der ganze Sommer.
Sommer. Für so viele schon immer die ultimative Jahreszeit. Für mich bisher einfach immer: Sommer. Ne Jahreszeit. Und in diesem Jahr? Alles. Alles, was schön ist. Alles, was Glück ist. Alles, was so lange gefehlt hat.
Draußen sein. Menschen treffen. Laut sein. Wärme spüren. Lachen. Heute hier morgen dort. Ja, ehrlich, bin kaum da, bin ich fort. Hannes Wader und ich. Alleine sein. Glücklich sein. Es geht.
4 Wochen intensives Leben, keine Zeit für Schwermütigkeit und ohne es zu merken passiert etwas, das du dir logisch nicht erklären kannst: Du bist zufrieden. Mit dir. Mit allem was du tust. Mit dem Weg, den du gegangen bist. Wo er dich hingeführt hat. Da ist kein Zweifel und keine Angst. Da bist du und einfach du, seit ewigen Zeiten einfach endlich wieder du. Und alles fühlt sich leicht an. Kein Gewicht hängt an dir, das dich an Ort und Stelle hält. Das dir die Kräfte raubt. Das dich so klein macht, dass du dich selbst nicht mehr sehen kannst.
Da ist kein Druck, ja, tatsächlich, alles fühlt sich leicht an. Du läufst. Du lachst. Du laberst. Du bist. Und das Leben hat dir Scheiße hingeworfen, nicht nur einmal und du wirst das nie vergessen, das Gefühl von Schwere und Stillstand und unendlicher Traurigkeit. Die Leere. Du wirst es immer wieder erleben, es bleibt ein Teil von dir und trotzdem stehst du plötzlich da und du tanzt und tanzt und tanzt. Und merkst wieder, was das war, dieses einfach nur zu sein, im Moment zu leben, zu machen, was dir gefällt, keine Konsequenzen zu kennen. Zu genießen.
Und du verstehst es: Der Tod ist eben auch der radikalste Neuanfang. Eine Chance, um die man nicht bittet. Die aber trotzdem da ist. Und du musst selbst schon mehrfach den Kopf schütteln, bevor du das realisierst, bevor du diesem Gedanken erlaubst, sich als Tatsache zu verfestigen. Du musst über dich selber nachdenken, du musst das erste Mal im Leben wirklich mit dir ins Reine kommen, um weitermachen zu können. Du musst wissen, dass du alles richtig gemacht hast, erkennen, dass du in der Scheiße ein ziemlicher Supermensch warst. Einer, den man an seiner Seite haben will. Einer, der bereit ist zu verschwinden, um anderen die Hauptrolle zu geben.
Bae and tumorito. There really was no I in Threesome.
Und mit der Erkenntnis von Chance, die das Alleinsein eben auch sein kann, bricht plötzlich etwas Neues auf. Und du spürst Dinge, die du seit Jahren nicht gespürt hast. Und du fängst an, alles so entspannt zu sehen wie noch nie zuvor. Du merkst: Weil das Leben dir längst die größte Scheiße hingeworfen hat und du da durch bist, kannst du nicht mehr verlieren. Das ist es, das fühlt sich leicht an.
Ohne es zu merken, hast du dich längst frei gemacht von irgendwelchen Plänen, alles kommt wie es kommt und du erkennst es – dass da rechts und links eben auch ein Weg ist. Und mit der Freiheit kommt die Zufriedenheit. Und die Lust. Auf Leben. Auf Glücklichsein. Auf Spaß. Auf endlich wieder ich. Vielleicht sogar auf ich mit anderen Menschen. Dein Herz kann auf einmal wieder laut schlagen und du siehst selbst, wie deine Augen wieder leuchten. Und keiner freut sich mehr für dich, als du selbst – denn in diesem Moment bist du so sehr bei dir, wie noch nie.
Life is wine!
Und plötzlich geht Interpol hören, ohne weh zu tun. Und plötzlich geht Interpol hören und im Wohnzimmer zu tanzen. Und plötzlich ist das das schönste Gefühl der Welt.
Und du nickst zufrieden über all diese Erkenntnisse, lehnst dich entspannt zurück und lächelst Richtung Sommer. Denn wenn plötzlich alles geht – wie gut ist das eigentlich bitte?